Werkstoffanalyse, Metallografie, etc...

Hallo Liebe Leute,

ich sitze hier mit meinem Projektpartner vor einem riesen Problem.

Wir haben ein Laborprojekt zugeteilt bekommen, zu dem wir noch keine einzige Stunde Theorieunterricht hatten und von dem wir auch keine besonders große Ahnung haben.

Es geht um das Analysieren eines Bauteils, welches als Befestigungselement an einem Bagger diente. (siehe Blatt1)

Wir sollen nun:

  1. das Material des Bauteils herausfinden
  2. herausfinden, wieso das Bauteil immer wieder kaputt ging
  3. herausfinden, was man ändern müsste (an den Materialeigenschaften), damit es "hält"!

Alles in Bezug auf die Metallografie!

Ich hoffe, uns kann hier jemand helfen, damit wir zumindest mal einen Ansatz haben!
Wir müssen einen Laborbericht mit Mutmaßungen dazu erstellen, der sich über 20 bis 30 Seiten hinzieht!

Danke im Voraus,
Bernd
 
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hier die Bilder dazu:

labor1.JPG


labor2.JPG


labor3.JPG


labor4.JPG


labor5.JPG


schliffbilder_mikroskop.jpg
 
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Sicher habt ihr in der Zwischenzeit eine Lösung zu Eurem Problem gefunden ... ich hätte gern Euer Skript bzw. eine Lösung.
 
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ähh .. nee, leider bis jetzt nur Fragen über Fragen! (hab das Thema ja heute Mittag erst gepostet)

Haben schon mit mehreren Firmen Kontakt gehabt - u.a. mit Liebherr!
Was rausgekommen ist bis jetzt aber nicht :(

Unser Lehrer will uns keinerlei Hilfestellung hierzu geben - hat aber angboten, die Hilfestellung von Seiten der Industrie zuzulassen für dieses Projekt!

Hast du keine Ahnung hierzu?!
 
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sorry, ich hatte auf das falsche Datum geschaut und nicht mitbekommen, dass es frisch ist.... hier ein paar Ideen:

Also ein Untersuchung eures Problems sollte sowohl die Konstruktion als auch die Metallurgie und dazu die Fertigungstechnik beinhalten:

Konstruktionsaspekte
-Kerbwirkung.....in ein CAD-System bringen und über Animation die Spannungsspitzen anzeigen lassen. Sollten keine Btriebs-Kraftwerte zur Bestimmung feststehen einfach eine möglichst große (max Re oder Rm des Werkstoffs) Krafteinleitung, eine mittlere und eine eher kleine eingeben und schauen, wie sich der Kurvenverlauf entwickelt...bleibt eh nur eine Schätzung, da hinter der Software auch nur ein Rechenmodell steht.

Werkstofftechnikaspekte
- was liegt für eine Legierung vor, welche Gittertypen treffen auf einander, besteht Korngrenzenkorrosion, diffundieren bei Kristallgemischen eventuell Stoffteilchen und führen zu einer örtlichen Schwächung, welche Wärmebehandlung wurde ganz konkret probiert (Temp. und Dauer...der komplette Verlauf) usw.

Fertigungstechnik
-wie wird es hergestellt (Spanen...Kerbwirkung in der Oberfläche, Schmieden... Umformgrad überschritten; Urformen... Abkühlungsgeschwindigkeit nicht eingehalten ... unreine Legierung usw.)
- durch Oberflächenhärten lassen sich mitunter Kerbwirkungen negieren

Leider kann ich nur noch bis morgen am startup eurer Lösung mitdenken, da ich noch ein paar Tage versuche auf ner grünen :( Wiese Ski zu fahren
 
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Hallo poppitom,

also die Ansätze, die die uns da gegeben hast sind ja schonmal super.

Zur Konstruktion: Das wird sicher ein wenig problematisch werden, da wir weder Maße des Teiles haben, noch wissen wir, wie das gesamte Bauteil aussieht!
Sieht ja aus, als wäre da an beiden Seiten etwas abgetrennt worden.

Was sagen dir denn die Mikroskopbilder - wir können da nämlich gar nichts mit anfangen! :(

Zur Wärmebehandlung wissen wir nur, dass es sich um einen Glühvorgang gehandelt hatte!

Wann kommst denn wieder aus dem "Winter"-Urlaub?!

Wir müssen halt am 08.01 abgeben!
Ab dem 04.01 werden wir noch Hilfe von einem Kollgen eines Freundes bekommen, der ist studierter Metallurge!
 
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Mein Brainstorming

Wenn ihr einen echten Werkstoffkundler konsultieren könnt, ist das Klasse. Die sind genau wie Konstrukteure rar. Ich bin eher ein interessierter allgemeiner Maschinenbauer.

Zu den Bildern: Mein Bildschirm zeigt möglicherweise nicht die Wahrheit.

Da das Außenmaß ~ Ø 250mm bekannt ist, hätte ich als alter Kupferer die Geometrie maßstabsgerecht abgeleitet. Die Wandstärke, an der der Bruch eintrat, sieht im Verhältnis zum restlichen Bauteil sehr dünn aus. Da Baggern ein anderer Sport als Formel1 ist, könnte man ein wenig mehr Material an seine Kunden verkaufen. Schließlich soll so ein Bagger nicht nur ein Rennen halten. 
Leider müsste für eine Festigkeitsanalyse der Werkstoff näher bestimmbar sein… aber was soll´s…Es scheint ja vorrangig eine Werkstoffkundeaufgabe zu sein, bei der Ihr euch mit Schliffbildern, Wärmebehandlungsverfahren und Werkstoffverhalten auseinandersetzen sollt.

Das Teil wurde mit großer Sicherheit zersägt, um reingucken zu können. So wurde es im vollen Rand, im Rand mit Bohrung und im Bereich der Innen-Stege und dem Gewindefuß geschnitten…..Spuren der Spurensucher. Es fällt auf, dass der Bruch zwar entlang des Gewindefußes (Spitzgewinde am Außenumfang der Bruchfläche) verläuft. Aber auch die innen liegenden Stege sollten etwas Aufmerksamkeit erhalten. Sollte die Materialverdickung nach Innen den Gewindefuß außen überlappen, haben wir an der Stelle eigentlich einen größeren Materialquerschnitt, was für die Kerbwirkung des Gewindes spricht…insbesondere des mangelhaft ausgeführten Gewindefreistiches. Gerade der Übergang von großen auf kleine Durchmesser sind im Maschinenbau kritisch und dann noch Gewinde, was so klare scharfe Übergänge hat, wie das im Bild. Und das nach einer vermeintlichen Neukonstruktion. Ich sehe zwei klare Körperkanten. Interessanterweise verläuft der Bruch dann aber nicht wie erwartet entlang dieses „fehlenden“ Freistiches, sondern steigt auf über den querschnittsgrößeren Bereich (breiter Innensteg)…hätten wir die Richtung der Betriebslast, wüssten wir mehr. Auf der anderen Seite wird der Bruch hier sicher durch das Gefüge unterstützt. Feine Kriesel wechseln mit groben Grand Canons. Ungleiches Gefüge hält ungleichmäßig. Vom Gewindefuß ausgehend sind weite Bögen erkennbar. In der Draufsicht ist dort auch eine dunklere Stelle, die kreisförmig zum Außenumfang hin abnimmt. Von dort wird sich der Bruch fortgesetzt haben. Ein Indiz für die Kerbwirkung. Der Glühvorgang hatte eine Veränderung der Randschicht zur Folge. Dunkles Randgefüge. Die Gewindeberge haben versucht stehen zu bleiben. Die Randhaut, innen und außen glänzend glatt gerissen, krempelt sich regelrecht nach innen, hat also schon das Bestreben sich „zusammen zu halten“. Ein Zeichen für höhere Oberflächenspannung, wenn es nicht durch Umformvorgänge der anderen Bauteile während des Bruches herrührt.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein gewöhnliches Gussteil, das abgedreht wurde und eine Oberflächendiffusion erfahren hat. Ich meine nicht die grüne Farbe, die eventuell nicht vollständig entfernt wurde. ABER im Bruchbild sind kupferne/güldene, dunkelgraue und moosgrüne Flächen zu sehen. Je nachdem wie lange die Bruchfläche schon vor sich hin oxidiert ist, ….

Das Schliffbild (mit Fingern) zeigt eine deutliche Materialtrennung. Die kann verschiedene Ursachen haben: vom Gießen, vom Schmieden…Dieses Bild ist aber auch ähnlich denen von zerstörten Kugellagerkugeln, die einfach in der Mitte „abscheren“. Häufig führen Texturen unter Betriebslast zu solchen Erscheinungen. Entlang einer Textur verlaufen die Korngrenzen. Der größte Feind des Kristalls aber unser Garant für Isotropie. Dummerweise sind gleich gerichtete Korngrenzen mit ihrer schlechten mechanischen Belastbarkeit wie ein Reißverschluss im Material also anisotrop bezogen auf den ganzen Körper.

Auf allen Schliffbildern zieht sich eine Textur durch das Material.

Messpunkt 1 scheint von der Randschicht zu sein, da hier bei 200x eine Randschichtdiffusion sowie kugelförmige Ausscheidungen (Schweißtropfen) erkennbar sind. Die stammen mit großer Sicherheit vom Glühen.

Messpunkt 2 zeigt sicher den Grundwerkstoff mit seiner „schönen“ Gleichgerichtetheit. Für mich stellt sich gerade ein Problem. Normalerweise spricht man von Textur im makroskopischen Bereich, wenn sich Körner z. B. durch einen Umformvorgang in eine Richtung legen. Hier liegen ähnlich den Fe3C-Stegen im Perlit sogar Korninnenstrukturen in eine Richtung. Und sie erscheinen eher wenig scharfkantig sondern rund geschweift. Die Ursachen können Gitterfehler sein. Ich tippe auf eine große Anzahl von Versetzungen oder den gleichmäßigen Einbau eines Legierungselementes in das Gitter. Dann liegt hier eine Kristallgemisch mit einem Mischkristall vor. Die Eigenschaften beider sind sehr unterschiedlich. So kann beim Mischkristall je nach Konzentration der Komponenten die betrachtete Eigenschaft extrem andere Werte haben. Man glaubt, wie töricht, meist an eine kontinuierliche Veränderung der Eigenschaften und steht plötzlich vor einem Rätsel. Während beim Kristallgemisch die Eigenschaft des mehr vorhandenen Elements tragend/prägend ist. Liegt hier ein Kristallgemisch mit einem Mischkristall vor kann dies zu weiterer Verwirrung führen….thats life!

Meine Empfehlung: Entweder das Legieren und Abgießen der vorliegenden Mischung genauer untersuchen und beherrschen lernen. Feinkörniges Gefüge ohne Ausrichtung von irgendwas erzeugen. ODER Material substituieren.

In jedem Fall die Wanddicke vergrößern.
 
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poppitom, du bist echt der Wahnsinn! :eek: :)

Da kann ich jetzt auf die Schnelle nichts zu sagen - muss mir das glaub 3 oder 4 mal durchlesen, bis ich alles einigermaßen verstanden habe und verknüpfen kann - uns fehlt halt komplett das Basiswissen zu der ganzen Geschichte!

Aber ich denke, mit den Aussagen von dir können wir schon verdammt viel anfangen in unserer Projektarbeit!

Vielen vielen Dank schonmal und nen guten Rutsch ins neue Jahr
und natürlich viel Spaß beim Skifahren! ;)
 
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hallo,

ist auch etwas über die präparation bekannt? also ätzung usw. ?
obwohl ich in der ausbildung auch viel mit metallographie zu tun hatte, sagen mir die bilder leider nicht viel.

aber wenn hilfe von aussen zu gelassen ist, dann fragt doch mal hier nach:

http://www.struers.de
http://www.buehler-met.de

und hier ist auch noch ne schöne seite:
http://www.metallograf.de

vielleicht kann dass ja etwas helfen.

viel erfolg.
sebastian
 
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Hallo Bernd,
habe neben tollen Pisten im Zillertal (dem Klimawandel zum Trotz) auch einen Internetzugang gefunden.

Texturen sind häufig auf Umformvorgänge zurückzuführen...www.schmieden-info.de...könnte eventuell auch Schliffbilder enthalten...

Legt man z. B. ein Rohteil mit klarer "Faserstruktur" falsch ausgerichtet in das Umformwerkzeug, wird die Textur verstärkt und es kann genau zu solchen unerwarteten Brüchen kommen. Weitere Hinweise zu Fehlern beim Umformen liefern die Rechenmodelle zur Ermittlung der Umformkraft/-arbeit/-leistung praktisch kann man alle Variablen als Ansatzpunkt nehmen.

Ich bin ab 11. Januar wieder zurück und hoffe, dass Ihr Euer Projekt gut bewältigt habt...Solltet Ihr eine Lösungsskizze von Eurem Auftraggeber erhalten, sende sie mir bitte.

Viel Erfolg!
Thomas alias poppitom
 
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Hallo nochmal,

haben jetzt unser Projekt fertig!
Werds wahrscheinlich morgen mal hochladen!

Wir waren am Donnerstag den kompletten Tag damit in nem Institut für Metallforschung. Dort haben wir nen neuen Schliff gemacht und mikroskopiert!
Auch eine Rasterelektronenmikroskop-Analyse haben wir gemacht.
War auch der wahnsinn, wie hilfsbereit die waren!!!

Vielen Dank euch allen für die Hilfe und Mühe,
vorallem dir Thomas! ;)
 
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Hallo Bernd,
1000 Dank! Das ging ja super schnell. Habe es schon runtergeladen und werde es nachher gleich lesen!
Gruß Thomas (poppitom)
 
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was ist mit meinem Link - der funktioniert doch!!? :|

Haben übrigens ne 1,0 mit Sternchen und Ausrufezeichen bekommen! :D
Unser Lehrer war hin und weg von dem Bericht und schwer beeindruckt!
 
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8) Glückwunsch!!!!

Mein Browser hat mit üs ein Problem wie in ...prüfung... das Aufrufen des Berichtes führte ins Leere...war aber kein Beinbruch da ein Ebene höher ja alles ging.
Gruß Thomas
 

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