Hallo Zusammen!
Nun, ich verfolge dieses Forum nun schon seit längere Zeit als „stiller Leser".
Immer wieder fallen mir hierbei Threads auf, in denen die Frage gestellt wird ob man nun nach dem Techniker studieren soll oder nicht. Daraufhin habe ich mich einmal durchgerungen, meine bisherigen Erfahrungen zusammenzuschreiben.
Eventuell kann ich hier mit meinen Erfahrungen bei der Entscheidungsfindung ein wenig helfen. :-)
Selber bin ich gelernter Industriemechaniker, und habe vier Jahre lang eine Staatliche Technikerschule besucht und so „meinen Techniker“ gemacht. Für mich stand vornweg fest das es sich hierbei nicht um das Ende handeln sollte.
Dabei kam es für mich nicht in Frage ein Vollzeitstudium zu absolvieren. Dafür habe ich zu viele finanziellen Verpflichtungen wie Wohnung etc. So musste ich, wie auch beim Techniker, die Teilzeitform neben dem Beruf wählen.
Ein halbes Jahr nach Ende der Technikerschule habe ich dann angefangen mit einem Fernstudium bei der HFH im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen. Inzwischen bin ich nun im vierten Semester und mit dem Grundstudium so gut wie durch. :-p
Für Leute wie ich, die den Techniker/Meister neben dem Beruf gemacht haben, ist die sehr stark eingeschränkte Freizeit sicherlich nicht neues. Jeder andere sollte sich erst einmal gut überlegen was da auf einen zukommt. Abende und Wochenenden gehen zwangläufig drauf fürs Lernen. Die Zeit für den Partner, die Freunde oder den Verein lässt sich mit fortlaufender Zeit immer schwerer finden.
Auch außer acht lassen möchte ich nicht dass je nach Anbieter (
AKAD , HFH usw.) erstmal augenscheinlich hohe Kosten auf einen warten. Hier bei der HFH sind es 230€ im Monat, die man für das Studieren hinlegen muss. Und nur nebenbei, das ist keine Erfolgsgarantie

Nachdem ich nun ein paar Prüfungen hinter mir habe, kann ich Euch versichern dass es kein „Ingenieur auf Ratenzahlung“ ist. Ein bisschen Fleiß muss schon sein :-D
Sollte man nach einem Jahr keine Lust mehr aufs Studieren haben, dann sind mal locker gut über 2000€ in den Sand gesetzt. Von daher sollte man sich die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens gut überlegen.
Die Gebühren sind meiner Meinung nach noch gerade so im Rahmen. Man bekommt alle benötigten Materialien semesterweise in Form von Studienbriefen. Daneben hinaus benötigt man eigentlich keine weitere Literatur. Mit den Studienbriefen lässt es sich relativ gut arbeiten.
Allerdings sind diese Teilweise in Ihrer Aktualität etwas Fragwürdig. Zum Beispiel hat man bei manchen Aufgaben noch die gute alte D-Mark als Währung

Ist bei einer Rechenaufgabe zwar nicht sonderlich Tragisch, aber für die hohen Studiengebühren erwarte ich da doch ein wenig mehr.
Auch weichen diese Studienbriefe in Ihrer didaktischen Qualität untereinander ab. Diese Studienbriefe stammen von unterschiedlichen Autoren, und jeder hat eben seine „Art“ Inhalte zu vermitteln. Ich selber kann mich da nicht unbedingt mit allen Variationen anfreunden. Aber ich glaube das Problem hat man auf jeder Schule/Uni
Auch Formelsammlungen und ein
Taschenrechner sind hier in den Gebühren enthalten. Ebenfalls kann man sogenannte Präsenzveranstaltungen aufsuchen, dazu aber noch später mehr.
Es ist anzumerken das man die Gebühren natürlich steuerlich absetzen kann. Bei mir war es bis jetzt kein Problem, Lerngemeinschaften, Studiengebühren, Computer usw. abzusetzen obwohl ich das beim Techniker auch schon gemacht habe
Ebenso lese ich immer wieder Bedenken ob so ein Studium überhaupt stofflich machbar ist. Vor allem solche Fächer wie Mathe flößen einem natürlich fürs erste eine Menge Respekt ein.
Da ich durch diverse Foren und deren Posts auch erst einmal gehörig eingeschüchtert war, habe ich den von der HFH Angebotenen Mathe-Vorkurs besucht. Ich hatte schon befürchtet, hier schon an meine Grenzen zu stoßen.
Nach den ersten Stunden hatte sich jedoch meine Sicht der Dinge um einiges relativiert. Der Vorkurs fängt wirklich beim „Urschleim“ an. Das heißt es geht los mit Vorzeichenregeln, Bruchrechnen usw. Ich möchte das nicht herab tun. Es ist mir klar das wenn jemand lange aus der Materie raus ist, solche Themen schnell in Vergessenheit geraten. Jedoch für jemanden der sozusagen „frisch“ von der Schule kommt ist das noch gut bekanntes Terrain.
Auch war es möglich in meinem Studiengang diverse Klausuren anzuerkennen lassen.

Man stellt einen entsprechenden Antrag und legt Zeugnisse, Bescheinigungen etc. bei. Daraufhin bekommt man eine Mitteilung welche Fächer einem erlassen wurden. In meinem Fall als staatlich geprüfter Techniker / Maschinenbau waren dies:
Konstruktion (komplett), Werkstofftechnik (komplett), Wirtschaftsenglisch (komplett), Mathematik (nur eine Studienleistung, den zweite Teil mit der Prüfungsleistung musste ich schreiben).
Insofern ist man zu Beginn erst einmal erleichtert da zumindest mal ein Teil Mathe wegefallen ist. Aber nachdem ich die Materialien für die „restliche“ Mathe in den Händen gehalten habe, war meine Euphorie erst einmal Verflogen.
Hier kommen Themen wie Vektor-, Differential- und Integralrechnung auf einen zu. Dabei muss gestehen das wir diese Themen auf der Technikerschule nie behandelt haben.
Deswegen hatte ich auch sehr stark damit zu kämpfen. Aber ich kann sagen ES IST MACHBAR! Ich komme zu dieser Einschätzung da ich, als auch zwei Kommilitonen die „nur“ Meister sind, die Prüfung im ersten Anlauf gepackt haben. Es ist wirklich nur eine Frage des Willens und der Selbstdisziplin sich mit diesen Themen zu beschäftigen.
Einfach ist das nicht, bei mir gingen fürs Mathe lernen allein vier Wochen Jahresurlaub drauf, aber so hochgestochen wie manch einer meint ist es wirklich nicht.
Ich will hiermit ganz klar den Leuten Mut machen, die bezüglich Ihrer Vorbildung (Meister) öfters bedenken haben ob sie den Stoff packen können. Man muss sich halt die Zeit nehmen, um sich mit dem Stoff zu beschäftigen, und vor allem um zu üben, üben, üben….
Das „restliche“ Studium selber läuft nun immer eigentlich nach dem gleichem Schema ab. Am Semsteranfang bekommt man seine Studienbriefe zugeschickt. Die sollte man dann in Eigenregie bearbeiten, um dann die entsprechenden Präsenzveranstaltungen an Wochenenden zu besuchen. Auf diesen Präsenzveranstaltungen werden dann bestimmte Studienbriefe durchgesprochen und man hat die Möglichkeit Fragen zu stellen. Die Teilnahme an den Veranstaltungen selber ist vollkommen Freiwillig.
Genau hier liegt der Haken für mich, im Vergleich zur Technikerschule. Dort hatte man weitaus mehr Pflicht-Unterrichtsabende wo der Stoff durchgenommen wurde. Hier im Fernstudium hat man teilweise nur ein oder zwei Samstagvormittage wo einem der Stoff „vorgekaut“ wird. Man muss sich den ganzen Lernstoff eigenverantwortlich aneignen um die entsprechenden Prüfungen zu bestehen.
In der Praxis sieht es aber meistens so aus das 90% der Teilnehmer an den Präsenzveranstaltungen die Themen nicht bearbeitet haben. Mehr oder weniger wird dann der Inhalt der Studienbriefe einfach „runtergerattert“. Zeitweilen hatte ich in bestimmten Fächern den Eindruck das ich nur auf einer „Vorlesestunde“ bin. Genauso gut hätte ich mir alles auch selber auf dem heimischen Sofa durchlesen können, und mir so eine Anreise zum Studienzentrum gespart.
Im Endeffekt hat man dann ca. 3-4 Prüfungen pro Semester. Diese liegen meistens drei oder vier Wochen auseinander. Teilweise hat man pro fach zwei Klausuren. Hier spricht man dann von einer Studien- oder von einer Prüfungsleistung. Die Studienleistung ist in diesem Fall die „erste Stufe“, hier kommt es nur darauf an zu bestehen. Man muss also mehr als 50 Punkte erreichen. Dann wird im Notenblatt „Bestanden“ eingetragen und gut. Die „zweite Stufe“ ist dann die Prüfungsleistung. Hier gilt es ebenso mehr als 50 Punkte zu erreichen. Allerdings bekommt man hierbei je nach Punktzahl eine Note, die im Notenblatt eingetragen wird.
Sollte man eine Studien/Prüfungsleistung nicht bestehen, so hat man noch die Möglichkeit diese zwei Mal zu wiederholen. Erst wenn der zweite Anlauf daneben geht, gilt das Fach als endgültig nicht bestanden. Bis jetzt hatte bin ich noch nicht in die Verlegenheit gekommen, eine Prüfung wiederholen zu müssen.
Außerdem werden die Prüfungen von einer Art Zentralstelle aus erstellt und am Prüfungstag verschickt. Das heißt, auch der Dozent der einen Unterrichtet, hat vor dem Prüfungstag keinen blassen Schimmer, was genau dran kommen kann.
Klar, man kann sich alte Prüfungen anschauen, um sich so einen Überblick zu verschaffen welche Themen „gerne“ gefragt werden. Aber Garantie drauf hat man keine.
Wenn man auf Nummer sicher gehen will bezüglich der Prüfung muss man sich mit allen Themen aus den Studienbriefen befassen.
Letztendlich lernt man dann eigentlich nur noch auf die nächste anstehende Prüfung.
Im Schnitt arbeite ich jeden Abend zwei Stunden, um rechtzeitig vor der Prüfung alle Studienbriefe durch zu haben. Dazu kommen noch in der Woche vor der Prüfung ein paar Stunden dazu, um alles noch einmal zu üben. Je nachdem wie einen bestimme Fächer liegen oder nicht, verändert sich die Zeit die man investieren muss.
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Hej splinnter,
das freut mich sehr das du dir die zeit genommen hast so ausführlich deine erfahrungen uns allen mitzuteilen :)
du hast mir mit deinem Bericht hier weitergeholfen und auch mut gemacht den Techniker-teilzeit- bald anzufangen und mit erfolg ( was ich hoffe ) durch zu ziehen.
Ich wünsche dir und dem rest noch alles gut für die Zukunft und viel Erfolg
mfg Bosna